Die Geschichte von Taunusstein Bleidenstadt

Bleidenstadt – die Stadt der Freude

Bleidenstadt, in der lokalen Mundart “Bleischt”, ist der größte Stadtteil von Taunusstein im südhessischen Rheingau-Taunus-Kreis. Im Namen “Bleidenstadt” ist das althochdeutsche Wort „blid“ oder „blyde“ enthalten, das mit „Freude“ übersetzt wird. In Bleidenstadt leben rund 8000 Einwohner.

Der Mönch Meginhard aus dem Kloster Fulda bezeichnete Bleidenstadt im ll. Jahrhundert in einer Lebensbeschreibung des heiligen Ferrutius als Stadt der Freude („Locus Leatantium“). Diese Assoziation entstand vermutlich, weil die alten Germanen Bleidenstadt und sein vom Flüsschen Aar durchflossenes Talgrund zu festlichen Wettspielen nutzten. Diese fanden vor allem bei Gerichts – oder Gauversammlungen statt. Denkbar ist aber auch, dass der Name durch das Geschlecht der „Blydo” oder „Blido” (die “Frohen”, “Lustigen”) entstand, die Bleidenstadt besiedelten.

Die Entstehungszeit Bleidenstadts ist nicht genau eingrenzbar, weil es über die ersten Jahrhunderte nur spärliches Quellenmaterial gibt. Geschichtsfälscher machten sich diese Situation zunutze – und führten fast hundert Jahre lang die ehrliche Wissenschaft an der Nase herum. Erst seit 1921 wissen wir Legende und Wirklichkeit zu unterscheiden. Seitdem gilt Bleidenstadt als eines der frühen Eigenklöster des Erzbistums Mainz, gegründet vom Nachfolger des Apostels Bonifatius, Erzbischof Lullus (Amtszeit 754 bis 786)

(Die 1200 Jahr-Feier im Jahre 1975 war termintechnisch eine Kompromiss- Entscheidung und ist deshalb kein nachträglicher Beweis für das in Wahrheit unbekannte Gründungsjahr.)

Als älteste historische Quelle betrachtet man eine als Abschrift erhaltene Weihenotiz des Klosters aus dem Jahre 812. In diesem Schriftstück sind die Grenzen des Pfarrsprengels aufgezeichnet und der Name “Ferrutius” taucht das erste Mal auf. Laut einer Darstellung des Mönches Meginhard (11. Jahrhundert) war Ferrutius ein römischer Soldat, der gegen Ende des 3. Jahrhunderts in Mainz stationiert war.

Nachdem er den Soldatenberuf aufgegeben hatte, wollte er zum christlichen Glauben übertreten. Daraufhin wurde er in Kastel eingekerkert und verstarb dort sechs Monate später. Erzbischof Lullus ließ die Reliquien des nach seinem Tode heiliggesprochenen Soldatenmärtyrers nach Bleidenstadt bringen, wo heute noch zwei Standbilder über dem Kirchenportal und an einem Seitenaltar an ihn erinnern.

Für Mainz war Bleidenstadt, das schon in seinem Ursprung mit Mainz-Kastel verbunden war, eine wichtige Station zur Erforschung des Taunus. Mitte des 12. Jahrhunderts wurde den Grafen von Nassau die Vogtei über Bleidenstadt zugeschrieben. Diese Entwicklung war die Grundlage für ihre Herrschaft zwischen Idstein und Wiesbaden. 1495 wurde das Kloster in ein weltliches Ritterstift umgewandelt. 1623 drangen die Schweden in das Kloster ein. Sie raubten es aus, plünderten und zerstörten es. Das Jahr 1637, als kroatische Räuberscharen in Bleidenstadt einfielen, wurden die Teile, die bis dahin noch verschont geblieben waren, ein Raub der Flammen.

Die Klosterkirche, damals “Stiftskirche” genannt, wurde nach ihrem Wiederaufbau 1685 zur Pfarrkirche der katholischen Kirchengemeinde ernannt. Der Säkularisation von 1803 fielen in Deutschland mehr als 200 Klöster und Stifte zum Opfer, darunter auch das Stift Bleidenstadt. Die geistlichen Gebiete wurden verstaatlicht, deren Güter weltlichen Herren – im Falle Bleidenstadt den Herzögen von Nassau – zugesprochen. Das betraf auch den „Schafhof“, der zum Stift gehörte und als ältestes Gebäude der Gemeinde bekannt ist.

Im 20. Jahrhundert verwandelte sich Bleidenstadt vom Dorf zu einer modernen Wohngemeinde mit beachtlichen Gemeinschaftseinrichtungen. Eine aufgeschlossene Gemeindevertretung leitete gezielte Erschließungsmaßnahmen in die Wege. Diese Maßnahmen ermöglichten 1960 die ersten Ansiedlungen von Handels-, Gewerbe- und Industriebetrieben sowie den Bau von Wohnungen für viele Neubürger. Bleidenstadt entwickelte sich zu einer bedeutenden Stadt mit florierender Wirtschaft und ist heute mit rund 8000 Einwohnern der größte Stadtteil Taunussteins.