Wehen – historisches Lebenswerk
Während Bleidenstadt mit seinem Kloster Jahrhunderte hindurch als der kirchliche Mittelpunkt an der oberen Aar galt, war Wehen lange Zeit die Verwaltungszentrale des „Wehener Grundes“, der Sitz von Amt und Gericht. Die geschichtliche Entwicklung dieses mit rund 7000 Einwohnern drittgrößten Taunussteiner Stadtteils ist bis in kleinste Details bekannt. Das ist der Verdienst des 1968 verstorbenen Historikers Dr. Eduard Wilhelmi, der in 40-jähriger mühevoller Kleinarbeit alles Quellenmaterial über Wehen zusammentrug und auswertete, was er bekommen konnte. Sein Lebenswerk ist das daraus entstandene Buch „Wehen und sein Grund“. Der Autor wurde für sein Werk mit der Ehrenbürgerschaft der damals noch selbständigen Gemeinde Wehen ausgezeichnet.
Als Dorf wird Wehen erstmals 1091 historisch benannt. Im Jahre 1227 berichten Quellen von einem Adelsgeschlecht, das sich „de Wehena“ nennt. Knapp hundert Jahre später war für das Dorf ein bedeutender historischer Tag: Am 23. Juni 1323 erlangte Graf Gerlach von Kaiser Ludwig die Stadtrechte für Wehen. In den nachfolgenden Jahren wurde eine dreifachen Stadtmauer und ein Schloss gebaut.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wählte Gräfin Anna von Nassau-Weilburg die Stadt mit ihrem Schloss als Witwensitz. 1599 gründete sie die erste Schule im „Wehener Grund“, in der die Kinder aus den umliegenden Dörfern Orlen, Neuhof, Hambach, Hahn, Steckenroth, Wingsbach, Bleidenstadt, Seitzenhahn und Panrod unterrichtet wurden.
In den folgenden Jahrhunderten schwand nach und nach die politische Bedeutung des Ortes, bis 1815 der in Wehen geborene Regierungspräsident Karl von Ibell die Stadt wieder als Amts- und Verwaltungszentrale aufleben ließ. Das Amt Wehen wurde auf 35 Ortschaften erweitert – und neuer Sitz des Landesober Schultheißen. Mit der Einverleibung des Herzogtums Nassau in das Königreich Preußen ging 1866 das Amt Wehen in den neu gebildeten Kreisen auf, behielt aber noch bis 1942 das Amtsgericht.
In den fünfziger Jahren begann die Neuorientierung der Gemeinde. Wehen entwickelte sich schnell zu einer aufstrebenden Gewerbe- und Wohngemeinde. Die landschaftlich reizvolle Lage, die Pflege alten Brauchtums (vor allem der volkstümliche Wehener Markt und das Heimatmuseum im Schloss) und eine beachtliche Vielfalt kultureller und geselliger Aktivitäten machen Wehen zu einem modernen Handels- und Produktionsstandort. Der Stadtteil wird daher auch bei der künftigen Entwicklung Taunussteins eine große Rolle spielen.