Die Geschichte von Taunusstein Niederlibbach

Niederlibbach – Modernisiertes Örtchen mit Geschichte

Für den nördlichsten der 10 Taunussteiner Stadtteile war das Jahr 1984 denkwürdig: Der 800. Geburtstag seiner ersten offiziellen Erwähnung. Niederlibbach setzt damit die Reihe bedeutender Taunussteiner Jubiläen fort und lenkt zugleich das öffentliche Interesse auf einen Winkel unserer engeren Heimat, der immer ein wenig im Schatten größerer und traditionsreicherer Nachbarorte stand. Dabei hat auch diese Gemeinde ihre Geschichte, in der sich Ereignisse des großen Weltgeschehens finden.

Manches spricht dafür (z.B. Steinbeilfunde und Hügelgräber am Nordrand der Gemarkung), dass die ausgedehnten Taunuswaldungen bereits zur Eisenzeit (ab 800 v. Chr.) von den ersten Menschen durchstreift wurden. Später waren hier Kelten und Germanen zuhause, ehe die Römer über den Rhein vordrangen und gegen Ende des 1. Jahrhunderts als Grenzbefestigung den Limes errichteten.

Schon zu dieser Zeit gab es vermutlich in unmittelbarer Nähe des Römerkastells Zugmantel zwei Libbacher Ansiedlungen. Laut überlieferten Quellen lässt sich aber erst durch eine Grenzbeschreibung des Klosters Bleidenstadt (812) auf die Existenz Libbachs schließen. Ausdrücklich erwähnt wird der Ort zum ersten Mal in einer Papstbulle des Jahres 1184, in der die Güter des Klosters Bleidenstadt im Einzelnen aufgeführt sind.

In späteren Urkunden ändert sich die Schreibweise mehrfach: So heißt es 1318 Lydebach, 1416 Liedebach. 1446 werden erstmals zwei Dörfer Liedebach genannt, 1527 Niederen und Oberen Liedbach, 1585 Libach. Anfang des 16. Jahrhunderts wird die evangelische Kirche schriftlich erwähnt, die vermutlich durch eine kleine Kapelle aus dem 12./13. Jahrhundert entstand und im 14. Jahrhundert zu einer Filial-Pfarrkirche im gotischen Stil umgebaut wurde. Der Chor von Libach besteht laut Jahreszahl an der Nordpforte seit 1509, das breitere Schiff aus 1784. Das ursprünglich schlicht ausgestattete Gotteshaus steht heute unter Denkmalschutz.

Der Dreißigjährige Krieg verschonte auch Niederlibbach nicht und stürzte die Menschen, die immer schon in ärmlichen Verhältnissen und unter dem Druck hoher Abgaben lebten, noch tiefer ins Elend. Sie ernährten sich von den kargen Erträgen der Landwirtschaft, zeitweilig nutzten sie den Wald zur Gewinnung von Holzkohle. Immerhin konnten die Libbacher Kinder bereits ab 1599 die Schule besuchen.

Zu Beginn unseres Jahrhunderts gab es in Niederlibbach die ersten Anzeichen des industriellen Zeitalters: Nachdem im Jahre 1902 die erste Wasserleitung gebaut wurde, gab es 1904 das erste Telefon und 1922 elektrische Energie für das Dorf. Später folgten Straßenbau und Kanalisation.

Der Strom von Heimatvertriebenen nach dem zweiten Weltkrieg ließ die Einwohnerzahl hochschnellen. Ein zweiter Schub setzte anfangs der 70er Jahre ein, als viele Städter aus dem Rhein-Main-Gebiet den Taunusort als landschaftlich schöne und ruhige Wohngegend entdeckten und sich in einem neu erschlossenen Baugebiet niederließen.

Heute leben rund 550 Menschen in Niederlibbach, und der Ort, seit 1972 Stadtteil Taunussteins, präsentiert sich rundum in moderner Gestalt.